Lenja, zum Zeitpunkt dieses Interviews arbeitest du seit ungefähr einem Monat im Berghuus Radons. Wie hast du die letzten 30 Tage erlebt?
Wow, wo soll ich anfangen? Ich habe im letzten Monat sooo viel gelernt – über die Hotellerie und Gastronomie, aber auch über mich selbst. Früher zum Beispiel, also bis vor einem
Monat, habe ich mich immer im Hintergrund aufgehalten. Heute geniesse ich es, wenn ich Unterhaltungen mit Gästen führen kann. Jeden Tag wachse ich über mich mich hinaus.
Im Sommer habe ich die Matura gemacht und bin nun das erste Mal in einem Umfeld, wo eben nicht alle gleich alt sind wie ich. Die Anstellung im Berghuus Radons ist ein riesiges
Abenteuer für mich. Wir sprechen Englisch im Team, da wir aus unterschiedlichen Ländern kommen und wir uns so am besten verständigen können. Am Anfang war das eine mega
Herausforderung. Ich hatte Angst, Fehler zu machen. Heute spreche ich einfach, hauptsache, wir verstehen uns. Wenn mir die Worte fehlen, dann auch mal mit Händen und Füssen.
Fachlich habe ich natürlich auch mega viel gelernt. Zum Beispiel, wie man den Weinservice macht. Zu beginn habe ich mich davor gedrückt, ich habe es mir einfach nicht zugetraut.
Heute ist das kein Problem mehr. Das liegt aber auch an den Gästen, die mir immer gut gesinnt sind.
Was schätzt du besonders an deiner Arbeit im Berghuus Radons?
Das Team und die Gäste. Meine Arbeit macht mir natürlich auch Spass, aber das Team ist mein Highlight. Wenn eine Schicht endet und bevor die nächste beginnt, essen wir im Team gemeinsam Znacht. Dann sitze ich mit Housekeeping, Service Angestellten, denen aus der Küche, Allroundern und allen Anderen am Tisch. Das ist immer lustig. Ich fühle mich seit Anfang an willkommen hier. Und an Tagen, wo die Arbeit richtig streng ist, gibt mir das Team halt.
Die Gäste sind aber auch super. Wir sind ein kleines Hotel und haben nicht so viele Zimmer. Dadurch können wir uns Zeit nehmen, um uns persönlich mit den Gästen auszutauschen. Zum Teil erzählen sie von ihren Spaziergängen, ihren Hunden oder teilen ihre Lebensgeschichten mit mir. Oft sind sie auch interessiert an meiner und neugierig, wie es mit mir weitergeht. Ab und zu fragen mich Gäste ob ich nächstes Jahr, wenn sie zurückkommen wollen, noch hier sein werde.
Hättest du gedacht, dass dich deine Anstellung hier so prägt?
Nein, überhaupt nicht. Und ganz ehrlich: Ich finde die Arbeit hier super für Menschen wie mich, die ihr ganzes Leben bisher im geschützten Rahmen in der Schule verbracht haben. Hier kommst du mit Menschen unterschiedlichster Herkunft in Berührung, hast mit Gästen aller Art zu tun und lernst, über deinen eigenen Schatten zu springen. Im Gymnasium habe ich viel Theorie gelernt, im Berghuus Radons viel übers Leben.